Neuer LKW für Haldimann AG: Schweizweit erste Alternative zur Alternative
«Es ist unsere klare Strategie: Wir möchten unsere Flotte zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betreiben», sagt Christian Haldimann, Geschäftsführer der Haldimann AG. Ein weiterer Schritt in diese Richtung macht das Unternehmen mit dem neusten LKW – dem schweizweit ersten Wasserstoff-Sammelfahrzeug.
Leise wummert der LKW vor sich hin. Nur die Lüfter drehen auf Hochtouren und machen das Fahrzeug auch über mehr als einen Meter hinweg hörbar. Das Wummern und Summen geht aber inmitten diverser Diesel-LKW aus der 60 Fahrzeuge umfassenden Flotte unter. Und dennoch liegt die ganze Aufmerksamkeit bei diesem ruhigen Fahrzeug.
Weshalb? Weil es sich um das erste Wasserstoff-Sammelfahrzeug handelt. Bisher sind beim Unternehmen von Christian Haldimann Diesler und seit 2017 beziehungsweise 2021 zwei Stromer sowie ein Hybrid im Einsatz. Und seit Ende 2022 ein Wasserstoff-LKW – auch wenn das Fahrzeug erst bei der Präsentation vom 28. April 2023 gezeigt wurde: «Wir lernen das Fahrzeug erst kennen. Aber die ersten Erfahrungen sind sehr gut», schilderte Haldimann.
Regenerative Energiequellen
Das Unternehmen besteht inzwischen seit über 100 Jahren – und transportierte natürlich nicht immer mit Lastwagen: «Erst in den 1960er Jahren kamen die ersten Lastwagen zum Einsatz. Bis dahin nutzten wir Pferde», so Haldimann. Und sollten die Fahrzeuge mit Blick auf den Klimawandel künftig nicht mit erneuerbaren Energien betrieben werden, könnte uns die Vergangenheit einholen. Haldimann plakativ dazu: «Wenn wir nichts machen, werden wir die Pferde wieder hervorholen müssen.» Weiter führt er aus: «Es ist eine Tatsache, dass Öl, Gas und Kohle eines Tages ausgehen werden. Uns stellt sich die Frage: Was sind die Treibstoffe der Zukunft?», so Christian Haldimann. Welche das konkret sein werden, ist nicht final geklärt. Es handelt sich wohl um Strom, Wasserstoff, Gas, E-Fuels und vielleicht noch eine Unbekannte. Klar scheint dagegen, aus welchen (erneuerbaren) Quellen die Treibstoffe stammen sollen: Erdwärme, Wind, Wasser, Sonne und Biomasse.
Kommende Fahrzeuge noch besser
Eine Hürde stelle die Rentabilitätsschwelle dar. Viele dieser Quellen bringen Treibstoffe für Fahrzeuge nicht auf ein bezahlbares Niveau. Das werde aber noch geschehen, ist Haldimann überzeugt, denn: «Ich glaube, dass man – je nach Einsatzgebiet – unterschiedliche Treibstoffe einsetzen werden wird. Sichere Technologien werden dann auch skaliert und mit einer zunehmenden Versorgungssicherheit werden damit die Preise günstiger. Und es braucht heute Pioniere, die einzelne solcher Treibstoffe vorantreiben.»
Haldimann scheint einer dieser Pioniere zu sein. Er setzt neben Strom direkt aus der Batterie auch auf Strom aus Wasserstoff. Mit einer Tankfüllung von rund 16 Kilogramm könne man bis zu 200 Kilometer fahren, was ausreichend für das Einsatzgebiet sei. Und diese Dimensionierung war Grundlage bei der Larag, die das Fahrzeug auf einem Mercedes-Chassis zusammen mit Contena-Ochsner aus Urdorf (Aufbau) und der Kolly AG in Le Mouret (Verwiegung) bereitgestellt hat. Nun gehe es um den Feinschliff: «Wir erstellen nun eine technische Dokumentation, um künftige Fahrzeuge besser auf die Bedürfnisse des Marktes abzustimmen», so Haldimann.
Schritt für Schritt
Auch hier denkt Haldimann heute bereits an morgen. Ginge es nach ihm, könnte er bereits viel mehr selbst machen, etwa Strom aus Solaranlagen auf dem Dach. Dabei müsste die Speicherung geklärt werden. Auch dafür möchte er eine Lösung finden. Den Weg in die Zukunft scheint das Unternehmen auf Hochtouren gehen zu wollen – flüsterleise, Schritt für Schritt, Fahrzeug für Fahrzeug.